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Tafelsilber: Zeichen der gesellschaftlichen Stellung und finanzieller Notnagel zugleich

Tafelsilber bezeichnet nicht nur Besteck, sondern alle Elemente aus Edelmetall, die zu einem festlich gedeckten Tisch gehören:

1) Essgeschirr: beispielsweise Servierplatten, Gewürzbehälter oder Teller
2) Dekorationselemente: beispielsweise Kerzenständer oder Tafelaufsätze
3) Besteck: beispielsweise Messer, Löffel und Gabel

Früher ging man sogar von 36 Gedecken aus, heute beinhalten Sets meist 12 Exemplare. Früher wurde Tafelsilber vor allem in Adelshöfen verwendet, für große Festmahle mussten weit mehr als 36 Gedecke vorhanden sein, dazu kamen im 18. Jahrhundert auch Kaffee- und Teeservices.

Tafelsilber in alten Schätzen

Bereits in griechischer und römischer Zeit waren Tafelbestecke aus Silber, ab und zu auch aus Gold, in Gebrauch. Das Tafelsilber stand damals für eine hohe Stellung und bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus gelangten Elemente des Tafelsilbers als Kriegsbeute nach Rom. Immer wieder wurden Schätze gefunden – auch in Germanien – die Teile von Tafelsilber enthielten. 1895 fand man in einer römischen Villa in Boscoreale beispielsweise einen Schatz, der aus 109 Teilen bestand. Ein Großteil der Fundstücke stammt aus der frühen römischen Kaiserzeit und beinhaltet diverse meisterhaft gearbeitete Gefäße. Am bekanntesten sind die Augustusbecher, Tiberiusbecher und Skelettbecher, welche sich beim Schatz befanden.

Für was das silberne Gedeck sonst noch verwendet wurde:

Zu Beginn wurden Tafelsilberstücke geschmiedet, erst ab etwa 1860 begann man sie im Sandformverfahren herzustellen und anschließend von Hand nachzubearbeiten.
Vor allem in der Renaissance stieg die Nachfrage bei Goldschmieden, vor allem Tafelsilber aus Augsburg und Hanau hatten an europäischen Höfen einen sehr guten Ruf.

Sowohl heute als auch früher wird Tafelsilber oft als finanzieller Notnagel betrachtet. Zwar war es früher, anders als heute, in regelmäßigem Einsatz, doch auch der Adel betrachtete das Tafelsilber als finanzielle Absicherung. Es wurde in Silberkammern aufbewahrt und es kam vor, dass es bei finanziellen Schwierigkeiten verpfändet wurde. Beispielsweise griff der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. zu diesem Mittel. 1496 erhielt Mailand für fünf Jahre sein Tafelsilber als Pfand. Aber auch andere Adelsmitglieder sahen das Tafelsilber als Edelmetallvorrat, denn schließlich konnte man es notfalls einschmelzen und daraus Münzen prägen lassen.

Tafelsilber-Sammlungen

Tafelsilber, vor allem alte Stücke, wird heutzutage sowohl von Privatleuten als auch öffentlichen Einrichtungen gesammelt und teilweise auch ausgestellt. 3.500 Einzelstücke des Tafelsilbers vom deutschen Hochadelsgeschlecht Wittelsbacher werden in der Silberkammer der Münchner Residenz aufbewahrt. Auch die Kurfürstin Elisabeth Auguste besaß in der Zeit des Rokoko Tafelsilber. Das Set aus 72 Teilen wird im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg ausgestellt.
Das älteste erhaltene europäische Tafelsilber-Set wurde 2005 von einem US-amerikanischen Sammler ersteigert.  Zuvor wurde es 1615 vom Goldschmied David Altenstetter in Augsburg hergestellt und innerhalb einer Bankiersfamilie bis 2005 über mehrere Generationen vererbt.

Auch heute erben Leute altes Tafelsilber und manchen ist sein Wert gar nicht bewusst.
Vorab lässt sich sagen, dass die Stempelung Aufschluss über den eigentlichen Silbergehalt der Gegenstände gibt. Oft bleibt Tafelsilber über Generationen in der Familie, es ist jedoch auch nicht unüblich, dass dieses verkauft wird.

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