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Gegossen oder geprägt – Herstellungsmethoden von Barren

Barren ist nicht gleich Barren. Zu allererst denkt man hier natürlich an Materialunterschiede, jedoch unterscheiden sie sich auch durch die Herstellungsart. Die zwei gängigen Sorten sind Gussbarren und Prägebarren, welche sehr unterschiedlich sind und jeweils eigene Vorteile und Nachteile mit sich bringen.

Gegossene Barren

Das Gussverfahren ist schon sehr alt, dabei hat sich die Methode seit dem Altertum im zugrundeliegenden Prozess kaum verändert:

Innerhalb der Herstellung wird das jeweilige Metall solange erhitzt, bis dieses schmilzt. Anschließend wird es in eine Gussform gegossen. Diese hat gewichtsspezifische Maße, die natürlich auch mit der typischen Gestaltung des Herstellers zusammenhängen. Es gibt zwei Varianten, mit denen die Daten des Barrens im Edelmetall verewigt werden. Entweder sind die notwendigen Angaben wie Gewicht, Edelmetall, Feingehalt und Hersteller bereits in der Gussform enthalten und übertragen sich beim Auskühlen in das Metall oder die Daten werden im Nachhinein aufgestempelt.

Es gibt Vorteile, die für diese Herstellungstechnik sprechen:

  1. Gussbarren sind Unikate. Jeder Barren hat einzigartige Unregelmäßigkeiten, Erstarrungslinien und Muster, welche auf die Fertigungsmethode zurückzuführen sind.
  2. Die Oberfläche ist unempfindlicher gegenüber Berührungen oder gar sehr leichten Kratzern, sodass die Barren guten Gewissens auch in die Hand genommen werden können.

Jedoch sind auch Nachteile zu entdecken:

  1. Gussbaren sind sehr schlicht und enthalten meist nur die nötigsten Angaben. Während manche genau das an dieser Art der Barren schätzen, vermissen andere ein ausgefeiltes und detailreiches Design.
  2. Die Barren können zudem an den Kanten und der Oberfläche etwas rau sein. Hierdurch sind sie zwar unempfindlicher gegenüber Kratzern, jedoch lassen sie eine glatte makellose Barrenoberfläche vermissen.
  3. Das Herstellungsverfahren ist aufwändiger als die Produktion von Prägebarren in Serienfertigung. Bei größeren Stückzahlen werden von einigen Hersteller jedoch bereits Gießroboter eingesetzt, um die Kosten und Aufwände im Herstellungsprozess zu verringern.
  4. Aufgrund der unregelmäßigen Oberfläche und den abgerundeten Kanten sind Gussbarren schlechter zu stapeln. Die Barrenbeschriftungen und die Lesbarkeit der Punzierungen können hierbei insbesondere bei kleinen Stückelungen leiden.

Geprägte Barren

Durch Prägeprozesse lassen sich akkurate und filigran gestaltete Barren herstellen. Die Fertigung erfolgt heute meist mithilfe einer Stranggießanlage. Zugrunde liegt somit wieder ein Gussprozess, aber dieser produziert einen langen Metallstreifen, der auf die exakte benötigte Dicke ausgewalzt wird. Aus diesem Edelmetallband werden Barrenrohlinge ausgestanzt. Haben alle Rohlinge dieselben Maße und dasselbe Gewicht, beginnt der eigentliche Prägeprozess. Die Barrenrohlinge werden hierfür in einen Schmelzofen eingebracht, um sie nochmals etwas zu erhitzen und dadurch weicher zu machen, was das Prägen erleichtert. Nun wird das warme Metall ähnlich wie bei der Münzherstellung einseitig oder beidseitig unter hohem Druck geprägt. Nach dem Prägen wird die Oberfläche gegebenenfalls nochmals poliert und gereinigt.

Vorteile:

  1. Ein Prägebarren kann wesentlich komplexer gestaltet sein als ein Gussbarren. Detailreiche und aufwendig gestaltete Prägebilder sind keine Seltenheit.
  2. Aufgrund der ebenmäßigen Oberfläche sind geprägte Barren sehr gut stapelbar.
  3. Bei kleineren Gewichtseinheiten lassen sich hohe Stückzahlen durch die Fließbandfertigung kostengünstiger herstellen als gegossene Barren.

Nachteile:

  1. Die Oberfläche ist sehr empfindlich gegenüber Kratzern, Schrammen und Berührungen, sodass die Barren vorzugsweise im Blister oder der schützenden Verpackung verbleiben und nicht in die Hand genommen werden sollten.
  2. Aufgrund der Empfindlichkeit können geprägte Barren oftmals nicht ohne Qualitätseinbußen mehrfach gehandelt werden.
  3. Bei Gewichtseinheiten über 100g ist es in der Fertigung schwierig, eine perfekte und ebenmäßige Oberfläche zu erzielen.

Gussbarren – einzigartig und charaktervoll

Die Geschichte eines jeden gegossenen Barrens beginnt mit einer leicht großzügig abgewogenen Portion Granulat. Denn um das gewünschte Barrengewicht keinesfalls zu unterschreiten, wird meist ein Edelmetallkörnchen mehr eingewogen. Je nach Edelmetall wird das hochreine Granulat bei der entsprechenden Temperatur in einem Graphittiegel eingeschmolzen. Bei Feinsilber wird eine Temperatur von circa 1.000°C benötigt, da es bei 961,8°C schmilzt. Der Schmelzpunkt von Feingold liegt bei 1064°C, sodass die verwogene Portion entsprechend bei etwa 1.100°C in den flüssigen Zustand gebracht wird.

Das nun flüssige Edelmetall wird in eine vorbereitete Barrengussform aus Eisen oder ebenfalls Graphit gegeben. Während des Eingießens unterstützt eine Gasflamme, welche die Gussform erhitzt, ein gleichmäßiges Oberflächenbild des Barrens. Einige Barrenhersteller setzen für eine effizienzoptimierte Produktion gegossener Barren bereits Gießroboter ein, die minutiös geplant und präzise jeden Schritt durchführen. Alternativ kann das Granulat ebenfalls direkt in der Form geschmolzen werden. Somit können je nach verwendeter Ofenanlage mehrere gegossene Edelmetallbarren gleichzeitig produziert werden.

Unter Herausbildung von feinen Unregelmäßigkeiten und Linien erstarrt das wertvolle Edelmetall recht zügig in seine gewünschte, feste Form und kann in einem Wasserbad abgekühlt werden. Eben jene Unvollkommenheiten, die sich während des Erstarrens entwickeln, machen den speziellen Charme und die Einzigartigkeit der gegossenen Unikate aus und erlauben es, den Barren guten Gewissens in die Hand zu nehmen.

Im nächsten Schritt werden Gussergebnis und Gewicht der frisch gegossenen Schätze kontrolliert. Optisch nicht einwandfreie und untergewichtige Barren werden direkt ausgesondert und recycelt. Bei übergewichtigen Barren wird mit einem kleinen Schabwerkzeug ein feiner Span abgetragen, sodass das Gewicht exakt den Vorgaben entspricht. Regelmäßige Stichproben, die im Labor analysiert werden, garantieren zudem die Reinheit der Gussbarren.

Nach überstandener Gewichts- und Qualitätsprüfung werden die Edelmetallbarren mittels einer pneumatischen oder hydraulischen Presse oder mit Hilfe einer Handspindelpresse unter hohem Druck und mit einem Prägestempel abschließend mit dem Logo des Herstellers, weiteren notwendigen Angaben wie Reinheit und Gewicht und eventuell mit einer Seriennummer versehen.

Aufgrund des relativ aufwendigen Herstellungsprozesses und der hohen verbundenen Kosten werden Gussbarren für gewöhnlich erst ab einem Gewicht von 100g Silber oder 250g Gold produziert. Kleingewichtigere Ausführungen werden bevorzugt als geprägte Barren hergestellt. Allerdings gibt es bedingt durch die hohe Beliebtheit von Gussbarren durchaus auch kleine Varianten wie die Goldknuffel der ESG in 10g, 1oz oder 50g.

Um als Anlagegold zu gelten und mehrwertsteuerfrei verkauft werden zu können, sind die Angaben zu Hersteller, Feingehalt und Barrengewicht zwingend erforderlich. Ebenso ist die Form für die Wertung von Bedeutung, denn für die Mehrwertsteuerbefreiung zulässig ist Gold nur in Barren- oder Plättchenform.

Da Silberbarren grundsätzlich besteuert werden, sind der Fantasie bezüglich der Form keinerlei Grenzen gesetzt. So erhalten Sie bei der ESG unter anderem ganz besondere, handgegossene 3D-Motivbarren aus Silber in Form von Herzen, Sternen, Teddys und vielem mehr, die sich hervorragend als Geschenk eignen.